Freitag, 18. März 2016

Die Schenke


Die Schenke
Ich schau mich so im Schankraum um und lasse die neue Einrichtung auf mich wirken. Design nennt man das ja seit einer Generation. Ganz interessant, wenn mir auch die alten, vom Tabakqualm dunklen Balken besser gefielen. Sie wirkten wärmer und behaglicher als das viele Weiß und Cremefarben hier. Die Stühle sind gemütlicher geworden, der Name etwas südländischer, aber das Bier schmeckt noch wie anno dazumal. Ich entspannte mich und meine Gedanken fingen an zu wandern. Zurück in eine Zeit, als hier noch Postkutschen fuhren, man im Hessischen noch nach dem Schinderhannes suchte und sich nicht jeder in die damals abgelegene Schenke traute.
Die hatte damals auch noch den robusten Namen „Zur Eiche“. Die Balken, die Tische und Stühle waren ja auch alle aus diesem Holz gemacht. Das Licht von den kleinen Öllampen hatte den Schankraum in ein flackerndes Licht getaucht. Damals war der Kamin noch echt gewesen und im Winter waren die Plätze davor immer als erste besetzt worden.
Damals hatte auch noch die Eiche, die dem Hof den Name gab gestanden. Zwar hatten keine der Erhängten Straßenräuber mehr dran gebaumelt, aber die Erinnerung war noch frisch und lebendig. Da hatte so manch einer mit des Seilers Tochter Hochzeit gefeiert. Schauerlich wars, wenn man da durstig und hungrig als Wanderer aus dem Walde kam und die Galgenvögel da so im Pfeifen des Windes tanzen sah. Da hab ich dann doch ein Bier mehr getrunken als vorher geplant. Das waren große Humpen gewesen, mit Griffen durch die man seine Finger noch stecken konnte ohne sich einzuklemmen. Manch ein Spielmann hat sich seine Mahlzeit hier ersungen. Mit einer neuen Moritat, die das Feuer noch behaglicher und die Schatten noch unheimlicher erscheinen ließ. Man munkelte auch, dass nicht jeder unvorsichtige Gast , der zu viel Geld im Beutel klimpern ließ nach dem Besuch des Gasthofs zu Hause ankam. Ich glaub aber das waren alles nur Gerüchte. Ich mochte den alten Wirt recht gern, auch wenn er mir nie sagen wollte warum er eines nachts als seine Hilde verschwand den Keller  zugemauert hat.
Die Bedienung verschütt das Bier in mein Schoß und bringt mich in das jetzt zurück.  Kurz hebe ich den Humpen, bringe mit dem schäbigen Rest auf den verblichenen Eichenwirt und folge artig dem Mädchen. Wenn das Leben dich trocknen will dann….

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